„Die Lunge vergisst nicht!“ Was Prof. Dr. med. Jürgen Behr in seinem Vortrag über Lungenfibrose verdeutlichte, könnte als gesamtes Motto für das Patientenforum Lunge in München gegolten haben. Wie reagiert die Lunge auf die vielen Umwelteinflüsse, die ein Menschenleben lang auf sie einwirken? Darüber informierten sich die rund 120 Teilnehmer in spannenden Vorträgen von Medizinern und Wissenschaftlern und diskutierten lebhaft und intensiv miteinander.
Dr. Regina Pickford vom Institut für Epidemiologie und Dr. Tobias Stöger vom Institut für Lungenbiologie am Helmholtz Zentrum München zum Beispiel referierten über Luftschadstoffe – kleine und kleinste Teilchen mit großer und damit schädlicher Wirkung auf die Lunge.
Hochspannend z.B., wie Tobias Stöger die Reinigungsmechanismen der Lungenbläschen erklärte – und welche riesigen Probleme sie mit den kleinsten Nanopartikeln der Luftschadstoffe haben. Dass es einen kausalen Zusammenhang u.a. zwischen der Aufnahme von Stickstoffdioxid (NO2) und Atemwegserkrankungen gibt – das ist nach Regina Pickford gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis. In der anschließenden Diskussion um Grenzwerte, Messergebnisse, Schadstoffe wurde eines deutlich: Wir müssen noch viel mehr und langfristiger erforschen, wie Umwelteinflüsse auf die Lunge wirken.
Beim Thema Asthma wies Dr. Nicole Maison vom Dr. von Haunerschen Kinderspital darauf hin, dass immer noch der Zigarettenrauch die größten Schäden verursacht, bei Säuglingen und Kindern vor allem. Sie brachte eine hochinteressante Erkenntnis aus der Epigenetik mit: Das Risiko für Asthma kann über eine Generation hinweg vererbt werden: Hat die Oma in der Schwangerschaft geraucht - die Mutter aber nicht - dann hat der Enkel trotzdem ein höheres Risiko, an Asthma zu erkranken.
Auch Jürgen Behr vom Klinikum der Universität München und Chefarzt der Asklepios Fachkliniken Gauting begeisterte mit seinem anschaulichen Vortrag zur Lungenfibrose. Bei diesem Krankheitsbild sei ebenfalls wissenschaftlich gesichert, dass Umweltschadstoffe mindestens teilweise ursächlich für die Krankheit seien, erläuterte er. Da hier aber dringend tiefere Erkenntnisse und vor allem Behandlungsoptionen, Medikamente gebraucht würden, warb er bei den Zuhörern für die Teilnahme an medizinischen Studien.
Zum Abschluss des Patientenforums gab Dr. Sarah-Christin Mavi von den Asklepios Fachkliniken wertvolle Tipps zur Prävention: Jeder kann etwas für eine gesunde Lunge tun, war ihre Devise. Im Zentrum steht hier vor allem: Bewegung macht die Lunge fit! Für Patienten, die bereits eine Lungenerkrankung haben, gab Atmungstherapeutin Gesche Wartner konkrete Tipps für Übungen, die jeder zu Hause machen kann.
Das Patientenforum Lunge veranschaulichte einmal mehr, wie wichtig der Austausch zwischen Medizin/Wissenschaft und der Öffentlichkeit ist. Die intensiven Diskussionen und spannenden Einblicke in die Arbeitsbereiche der Forscher sind ein klares Indiz, die Veranstaltungsreihe fortzuführen.
Das Patientenforum Lunge ist eine Veranstaltung des Lungeninformationsdienstes am Helmholtz Zentrum München, dieses Jahr erstmalig in Kooperation mit den Asklepios Fachkliniken München-Gauting. Es wird gefördert vom Deutschen Zentrum für Lungenforschung.