Hoffnung auf Heilung: Neuer Therapieansatz bei COPD

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD, ist eine schwerwiegende Erkrankung der Lunge, die viel Leid verursacht und leider bis heute nicht heilbar ist.

Allein in Deutschland sind fast 7 Mio. Menschen betroffen. Die Hauptursache für die Entstehung einer COPD ist das Rauchen, aber auch Umweltbelastungen spielen eine Rolle. Beim Rachen einer Zigarette gelangen etwa 4.000 gefährliche Chemikalien in die oberen und unteren Atemwege, die vom Körper als Bedrohung wahrgenommen werden. Die Folge: Das Immunsystem reagiert mit einer Überproduktion an Immunzellen in der Lunge, was letztendlich zu einer erhöhten Schleimproduktion und dauerhaften Entzündungsaktivitäten führt. Jeder Entzündung folgt ein Reparaturmechanismus, der für die Einlagerung von Kollagen in der Bronchialwand sorgt. Es bildet sich Narbengewebe, das zusammen mit den dauerhaft angeschwollenen Schleimhäuten, die Atemwege verengt. So vermindert sich der Atemluftstrom, was die für eine COPD typische Atemnot verursacht.

Das große Problem: Durch diese überschießende Reaktion wird Lungengewebe nachhaltig geschädigt. Wissenschaftler und Mediziner konnten bislang keinen Weg finden, geschädigtes Lungengewebe zu regenerieren.

Das Team um Dr. Ali Önder Ylderim (Leiter des Instituts für Lungenbiologie am Helmholtz Zentrum München)macht nun Hoffnung: In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Krebsforschung (DKFZ) untersuchten die Forschenden einen Rezeptor, der für eine Fibrose-Entstehung in der Leber verantwortlich ist. Das Ergebnis ist überraschend. Der Lymphotoxin-Beta-Rezeptor – verantwortlich für die Aktivierung und Organisation von Immunzellen – spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Krankheiten in der Lunge. Bisher wusste man, dass sich durch seine Aktivierung bestimmte Strukturen bilden, so genannte tertiäre Folikel, die für das Fortschreiten einer COPD verantwortlich sind.

Ziel der aktuellen Studie war es also, noch genauer herauszufinden welche Rolle der Lymphotoxin-Beta-Rezeptor und seine Signalwege tatsächlich bei COPD spielen und ob sie für therapeutische Zwecke genutzt werden können.

Die Forschenden blockierten die Signalwege des Rezeptors in den Lungen eines Mausmodells, das COPD-typische Zellveränderungen in der Lunge zeigt. Das überraschende Ergebnis fasst Dr. Ali Önder Ylderim zusammen: „Dass wir gleichzeitig den Zelltod verhindern und dass wir von Lungenepithelzellen einen Selbstheilungsprozess aktivieren können. Wir ermöglichen,   dass die Lungenepithelzellen sich selbst regenerieren.“

Weitere Analysen ergaben, dass die Regeneration durch bestimmte molekulare Signale, sogenannte Wnt-Signale, in den geschädigten Lungenzellen angestoßen wird. Die Signale werden automatisch aktiviert, sobald der Lymphotoxin-Beta-Rezeptor blockiert wird. Nach Aussage der Autoren sind Wnt-Signalwege für die Lungenentwicklung normalerweise essentiell. Bei COPD seien sie allerdings abgeschaltet, weshalb sich die Lunge nicht selbst reparieren und regenerieren könne. In früheren Experimenten konnte man bereits nachweisen, dass die Reaktivierung der Wnt-Signalwege in Mäusen zur Reparatur der Lunge führt.

In weiteren Studien soll nun ein Lymphotoxin-Beta-Rezeptor entwickelt werden, der in menschlichen Lungen Entzündungen und Zelltod verhindern soll. Durch die gleichzeitige Aktivierung der Wnt-Signale könnte der Blocker dann auch die Regeneration des Lungengewebes anregen. Erste präklinische Experimente weisen bereits darauf hin, dass sich die Signale des Rezeptors in menschlichen Lungenproben identisch zu den Signalwegen im Mausmodell verhalten.