Behandlung bei schwerem Asthma - Stiftung Atemweg fördert aussichtsreiche Studie

Dr. Katrin Milger-Kneidinger

Asthma wird in verschiedenste Schweregrade unterteilt. Das schwere Typ-2-Asthma ist dadurch charakterisiert, dass die Betroffenen, trotz richtiger Anwendung von hochdosiertem inhalativen Kortison und langwirksamen bronchienerweiternden Medikamenten unter schweren Asthmasymptomen leiden. Seit kurzem sind für diese Patienten mehrere monoklonale Antikörpertherapien verfügbar, die auf Schlüsselkomponenten der Typ-2-Entzündung abzielen. (Anti-IgE: Omalizumab, Anti-IL5: Mepolizumab und Reslizumab, Anti-IL5-Rezeptor alpha: Benralizumab, Anti-IL4-Rezeptor: Dupilumab). Durch Hinzunahme dieser Medikamente kann bei vielen Patienten eine Verbesserung der Asthmakontrolle erreicht werden.

Es gibt allerdings auch Patienten, die zwar, anhand ihrer erhöhten Biomarker, die Kriterien für eine oder sogar mehrere dieser Antikörpertherapien erfüllen,  die aber nicht auf die Therapie ansprechen. Da es derzeit keine vergleichenden Studien dazu gibt und gleichzeitig die Zahl der Patienten, die Kriterien für mehrere oder sogar alle dieser Antikörpertherapien erfüllen, sehr hoch ist, ist es für die behandelnden Ärzte oft schwierig, eine dieser Therapien gezielt und mit guter Erfolgsaussicht auszuwählen. Die Folge: Nationale und internationale Leitlinien zur Asthmabehandlung sehen eine so genannte probalistische Behandlung vor. Das bedeutet, ein Antikörper wird für 4-6 Monate verabreicht, im Anschluss daran folgt eine klinische Neubewertung des klinischen Zustandes des Patienten. Bei unzureichender Ansprache auf die Behandlung wird der Wechsel zu einem anderen Antikörper empfohlen. Bis für einen Patienten die richtige Therapie gefunden ist, kann es unter Umständen Jahre dauern. Dies verlängert die Leidenszeit der Patienten und kann – im ungünstigsten Fall  - auch zum Tod führen.

Daher wären Biomarker, die das Ansprechen auf die Therapie besser und möglicherweise differenziert vorhersagen, ein wertvoller Gewinn für den Patienten.

Das Team um Dr. Katrin Milger-Kneidinger, Oberärztin am  Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik V, untersuchte in diesem Zusammenhang Plasma-microRNAs als potenzielle Biomarker für Asthma bronchiale und dabei festgestellt, dass eine Signatur, bestehend aus sieben microRNAs, für die Diagnose nützlich sein könnte. Darüber hinaus fanden die Forschenden heraus, dass sich das microRNA-Profil unter Therapien verändert, insbesondere unter systemischen Therapien wie Glukokortikoiden. Erst kürzlich wurden auch  Veränderungen in microRNA-Profilen bei Patienten mit schwerem Asthma festgestellt, die unter biologischen Therapien verändert waren.

Im Rahmen der klinischen Behandlung wurde, den gängigen Leitlinien folgend, die Behandlung von Anti-Il5(R) oder Anti-IgE auf Anti-IL4R (Dupilumab) bei Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf die erstgenannten Antikörper aus klinischen Gründen umgestellt. Bislang wurden 30 Patienten umgestellt und anschließend unter Dupilumab-Behandlung weiterverfolgt. 60 % dieser Patienten zeigten ein verbessertes klinisches Ansprechen auf Dupilumab im Vergleich zur vorherigen Therapie, während 40 % der Patienten erneut ein unzureichendes Ansprechen zeigten. Plasma- und Sputumproben von diesen Patienten werden derzeit zu verschiedenen Zeitpunkten, sprich vor der Antikörpertherapie, im Verlauf der ersten Antikörpertherapie und bei einem Wechsel zu einer zweiten Antikörpertherapie gesammelt. Sollten sich daraus vielversprechende Daten ergeben, wird die Studie ausgeweitet und eine Validierung in einer größeren Kohorte notwendig sein.

Sollte sich die Hypothese bestätigen, dass sich das microRNA-Profil verschiedener Subphänotypen des schweren Asthma bronchiale unterscheidet, so wäre man endlich in der Lage, die Therapieansprache besser vorherzusagen und so den Patienten einen langen Leidensweg hin zu einer Verbesserung ihrer oft schweren Symptomatik ersparen.